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Seid Täter des Wortes und nicht Hörer allein, sonst betrügt ihr euch selbst“ (Jak 1,22)

Der Monatsspruch für Oktober liest sich, als wäre er die Überschrift zu einer Art Forderungskatalog. Und tatsächlich, Jakobus weist auf die Aufgaben, die Jesus uns stellt. Da lesen wir z. B.: „Geht hin, betet, seid eines Sinnes, vergebt einander, liebt einander, ermahnt, tröstet, habt Frieden untereinander.“
Warum schreibt er das?

Seine Worte sind an Glaubende gerichtet!
Daraus schließe ich, dass zu jener Zeit auch nicht alles so ganz rosig ausgesehen hat. Überall, wo Menschen zusammen leben und arbeiten, da geht es menschlich zu. Der alte Adam eben. Man hatte sich recht gut eingerichtet. Es gab gottesdienstliche Versammlungen, man hörte Gottes Wort und feierte das Heilige Abendmahl miteinander.
Die Christen damals waren sicherlich mit ihrem frommen Leben recht zufrieden. Aber sehr wahrscheinlich fehlten die Taten als Reaktion auf Gottes Handeln. War vieles nur frommer Betrieb?

Und heute? Hält uns Jakobus hier ebenfalls einen Spiegel vor? Auch wir fühlen uns einigermaßen wohl in unserer Gemeinde. Wir haben schöne Kirchen, hören Gottes Wort in vielfältiger Form und feiern gemeinsam das Abendmahl. Es scheint eigentlich alles zu laufen. Was aber ist unsere Hauptbeschäftigung? Und leben wir nicht bisweilen in Unfrieden – mit uns selber, in unseren Familien, in der Gemeinde oder in unserem Arbeitsumfeld? Haben wir uns daran gewöhnt?

Merken wir, wie viel Segen dadurch verloren geht? Was ist auch bei uns Schein statt Sein? Die Welt beurteilt den christlichen Glauben nach unserem Verhalten.

Sind wir authentisch und einladend? Paulus sagt, dass wir ein Brief Christi sind! Ehren wir IHN mit unserem Leben? Was hat sich in den letzten Jahren in unserer Gemeinde verändert? Wie viele Außenstehende haben wir erreicht und neu für Jesus gewonnen? Liegen mir persönlich die Menschen, welche noch nie etwas von ihm gehört haben, wirklich am Herzen? Wächst unsere Gemeinde oder stagniert und schrumpft sie?

Das alles macht mich sehr nachdenklich. Wie oft höre oder lese ich Gottes Wort im Gottesdienst, im Bibel- und Gebetskreis, in den Medien oder der Stillen Zeit. Die Frage, die ich mir stelle, ist: Was macht das mit mir? Bringt es mich in Bewegung oder betrachte ich es nur ehrfurchtsvoll und mehr oder weniger beeindruckt? Jakobus sagt und mahnt, dass ich mich selbst betrüge, wenn ich nur Hörer bin und in Passivität verharre. Es gibt Arbeiter und Arbeiterinnen in unserer Gemeinde, doch sie sind oft Einzelkämpfer und zum Teil hoffnungslos überlastet. Wir alle sollen jedoch etwas tun – nicht um gerettet zu werden, denn die Rettung kriegen wir geschenkt – sondern als Dank und um SEINER Ehre willen.

Gottes Wort ist immer auf Antwort aus. Er will durch uns wirken in seiner Gemeinde und in der Welt. Das ist unser aller Auftrag – ein vielfältiger Auftrag: „Dient einander, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.“
Roland Lämmel